Die Bockjagd- Jagd auf Rehböcke

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Wann, wo und wie werden am besten welche Böcke geschossen? Revierjagdmeister Roman v. Fürstenberg erläutert hier die Grundlagen der Bockjagd.

Die Bockjagd- überall fast ganzjährig möglich


Rehwild kommt nahezu deutschlandweit vor. Von den nördlichen Küsten bis ins Hochgebirge ist das Rehwild zu Hause. Meist ist das Rehwild durch seine Häufigkeit die erste Wildart, die der Jungjäger oder die Jungjägerin bejagt. Aber auch der Altjäger hat landesweit seine Freude an der Bockjagd. Je nach Bundesland haben Rehböcke eine Jagdzeit vom 1. April bis 31. Januar (Niedersachsen). Die Rehwilddichte unterscheidet sich in den verschiedenen Lebensräumen nach ihrer Habitatkapazität. In kargen Regionen liegt sie eher bei 3 bis 4 Rehe je 100 ha, in sehr guten Rehwildhabitaten bei bis zu 12 Stück 400 ha. Auch wenn Rehwild nahezu überall vorkommt und auch die Jagdzeiten sehr lang sind, sollte trotz alledem nach wildbiologischen Maßgaben gejagt werden. Das heißt, dass auch bei der Bockjagd nicht einfach jeder Bock planlos geschossen werden soll. Ebenso ja ist es sehr kontraproduktiv zur gesamten Jagdzeit zu jagen.

Wann ist die Bockjagd sinnvoll?

Für die Bockjagd eignen sich insbesondere kleine Zeitfenster von hoher Aktivität der Rehböcke. Direkt mit dem Aufgang der Jagdzeit gilt es den Jährlingsböcken und Schmalrehen. Insbesondere schwache Stücke, Knopfböcke und geringe Spießer und auch Schmalrehe werden vorrangig geschossen. Gerade diese Böcke sind es, die aus den ab März markierten Territorien vertrieben werden. Diese Jährlinge finden wir vornehmlich außerhalb markierter Bockterritorien. Aus diesen werden sie von den alten, früh markierenden und verfegenden Böcken vertrieben. Starke, territoriale Böcke sollten in dieser Zeit nicht geschossen werden. Ab etwa Ende Mai folgt ein Aktivitätstief bis zur Brunft. In dieser Zeit, also Ende Mai bis Anfang August, lohnt sich die Bockjagd nicht. Hier heißt es: Ruhe lassen.

Bockjagd zur Blattzeit

Die Bockjagd zur Blattzeit ist die Hochphase der Rehwildjäger! Doch Achtung: Brunft und Blattzeit sind mitnichten dasselbe! Vielfach wird der Begriff Blattzeit als Synonym für die Rehbrunft verwendet. Das ist fachlich falsch. Die Brunft ist die Paarungszeit der Rehe. Die Blattzeit ist die Zeit nach der Brunft, wenn die Blattjagd auf Böcke Erfolg verspricht. In der Blattzeit gilt es vornehmlich den alten, territorialen Böcken, die im restlichen Jahr eher unsichtbar erscheinen. Die Bockjagd zur Blattzeit ist voller Spannung und oft auch voller Überraschungen. Rehböcke sind während der Brunft und danach übrigens komplett verwertbar, anders als die anderen Hirscharten bei uns. Bei der Bockjagd in der Blattzeit lockt der Jäger den Rehbock durch die Laute des weiblichen Wildes an. Soweit in Kurzform. Hierdurch ergeben sich häufig sehr rasante Situationen, die der Jäger im Vorfeld bei der Wahl des Blattstandes bedenken muss. Auch Jährlinge, die aufs Blatten zustehen, können natürlich erlegt werden.

Bockjagd über das ganze Jahr

Neben den beiden Schwerpunkten im Frühjahr und nach der Brunft der Böcke bietet sich jeder Ansitz und jede Pirsch für die Bockjagd an. Durch den Äsungsrhytmus des Rehwildes, etwa alle zwei bis drei Stunden ist diese Wildart nahezu ganztägig auf den Läufen. So sind es nicht nur die frühen Morgen oder Abendstunden-, sondern auch die späten Morgen und Vormittagsstunden. Unsere Altvorderen nannten die Vormittagspirsch gern auch Faulpirsch. Ein sonderlich frühes Aufstehen entfällt hierbei nämlich. Grundsätzlich ergänze ich hierzu: Morgens gehen, also pirschen, abends stehen, also eher ansitzen. Morgens ist das Wild, auch die Böcke deutlich unbekümmerter und unvorsichtiger als abends. Vergleichbar ist das gut mit einer Disco. Gehen wir dort abends hin, kennen noch niemanden, geht es doch eher vorsichtig in Richtung Tanzfläche. Mehr beobachtend. Beim Wild sichernd. In den frühen Morgenstunden dann, wenn wir die ganze Nacht getanzt und gefeiert haben, sind wir unvorsichtiger; mitten im Geschehen. Einfach unbekümmert.

Das soll bei der Jagd auf Böcke geschossen werden

Die Bockjagd, die Jagd auf den Rehbock ist gerade für jagdliche Neulinge sehr spannend. Gern werden den Jungjägern bei der Bockjagd Jährlinge freigegeben. Hierbei ist die Jagd relativ leicht. Als Knopfbock trägt er nur kleine, etwa Daumennagel große Knöpfe als Gehörn. Bei diesen Knopfböcken handelt es sich um geringe, meist auch im Wildbret schwache Böcke, die ihr Erstlingsgehörn nicht abgeworfen haben. Je geringer der Knopfbock, desto schwieriger jedoch das sichere Erkennen. Häufig geht er als Schmalreh durch und bleibt unerkannt. Ebenso einfach ist der Jährlingsspießer erkennbar. Seine Spieße sind zwischen wenigen Zentimetern und etwa Lauscher Höhe. Die Rose meist waagerecht stehend und gut sichtbar. Knopfböcke sowie Jährlingsspießer und je nach Revier auch geringe Gabler, alle unter Lauscher Höhe können im Regelfall geschossen werden. Insbesondere im Frühjahr sind sie das Ziel der Bockjagd.

Alte Böcke

Alte Rehböcke sind das Ziel des Rehjägers. Alt bedeutet, dass der Rehbock das Reifealter von mindestens fünf, besser jedoch 8 Jahren erreicht hat. In dieser Zeitspanne steht er körperlich auf dem Zenit und hat sich einige Jahre im Lebensraum behauptet. Die Trophäenstärke ist in diesem Alter am höchsten. Bei der Wildbeobachtung ist der Alte Bock oft gar nicht existent. Er ist schlicht nicht so alt geworden, weil er als erster am Abend mitten auf der freien Fläche steht. Diese alten Böcke werden am sinnvollsten auf der Blattjagd erlegt. In dieser Zeit sind sie etwas unvorsichtiger und lassen sich gut heranblatten.

Bockjagdnachlese

Nach der Jagd auf vornehmlich junge Böcke und Schmalrehe im Frühjahr sowie der Blattjagd auf alte Böcke Anfang August ist der Bockabschuss zum Großteil erledigt. Ist im Abschussplan noch etwas frei, oder verliefen die Jagd im Frühjahr sowie die Blattzeit aufgrund der Witterung nicht wie erhofft, werden passende Böcke einfach ab September bei der Jagd auf Schmalreh, Kitze und Ricken mitbejagt. Ideal ist gerade die Zeit des Laubfalls, da das Wild auch im Wald dann sichtbarer ist. Auch wenn Rehböcke nahezu überall bis Ende Januar bejagt werden dürfen, ist diese Jagdzeit wenig sinnvoll. Mit der Wintersonnenwende am 21. Dezember ist der Stoffwechsel der Wildwiederkäuer im Wintermodus und jede Störung sowie Bejagung kontraproduktiv. Wird die Bockjagd noch in dieser Zeit bis Ende Januar praktiziert, wirkt sich das auch negativ auf das weibliche Wild und den mit dem Stress einhergehenden Verbiss im Wald aus. Spätestens ab Weihnachten sollte Hahn in Ruh sein.

Die richtige Bockjagd Ausrüstung

Ganz klassisch oder modern, die richtige Ausrüstung für die Bockjagd ist kein Hexenwerk. Um in jeder Jahreszeit unbemerkt pirschen zu können, bietet der Markt dem Wetter, der Temperatur und der Umgebung angepasste Kleidung. Dies kann vom klassischen Lodenmantel bis hin zu moderner Funktionskleidung gehen. Essenziell, um das Wild sicher anzusprechen, ist ein Fernglas. Ideal ist ein 8x42. Als Berufsjäger setze ich hier auf mein Swarovski EL Range 8x42 mit Entfernungsmesser. Unter allen Bedingungen bietet es ein ausgewogenes Gewicht, ist klein und universell für die Wildbeobachtung einsetzbar. 

Die Büchse: Geschmacksache. Das Kaliber: Lieber ein moderates Universalkaliber als zu rasante oder große Kaliber. Auch wenn die .222 rem. auf Rehwild zugelassen ist, verursacht sie auf die üblichen Distanzen unter 100m relativ viele Hämatome und ist nicht nachsuchefreundlich. Darum empfehle ich für Rehwild Universalkaliber wie 6,5x55, .308 win. und 8x57 IS/ IRS. Diese haben geschossabhängig eine sichere Tötungswirkung in Verbindung mit geringer Hämatombildung und somit einer hohen Wildbretverwertung. 

FAQ: Die häufigsten Fragen zur Bockjagd

Wann fängt die Bockjagd an?

Die Bockjagd fängt traditionell am 1. Mai an. In einigen Bundesländern bereits ab 1. April. Früher ging der Bock erst am 16. Mai auf.

Wann darf man Böcke schießen?

Rehböcke werden während der Jagdzeit geschossen. In der Regel vom 1. Mai bis Ende Januar. Hierbei sollte jedoch aus wildbiologischer Sicht ab Weihnachten nicht mehr gejagt werden.

Was kostet es einen Bock (Rehbock) zu schießen?

Ein Bockabschuss kann kostenlos sein, aber auch mehrere Tausend Euro bei einem Jagdreiseanbieter kosten.

Wann beginnt die Bockjagd in Sachsen-Anhalt?

In Sachsen- Anhalt beginnt die Bockjagd am 16.4 und endet am 31. Januar.

Worauf ist bei der Bockjagd zu achten?

Bei der Bockjagd ist vorrangig auf die Konstitution, die Trophäe und das Alter der Böcke zu achten.

Welches Kaliber für die Bockjagd?

Für die Bockjagd sind alle Universalkaliber wie .308 win, oder 8x57 am besten geeignet. Sie haben durch ihre moderate Geschwindigkeit eine geringe Wildbretzertörung bei zeitgleich sehr guter Tötungswirkung.

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