Die Ansitzjagd

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Alles über die Ansitzjagd, sowie die notwendige Jagdausrüstung beim Ansitz und die wichtigsten Wetterbedingungen erläutert Revierjagdmeister Roman v. Fürstenberg. Weiterhin erläutert es hier eindrucksvoll, wie der Wind die Jagd beeinflusst ( Veröffentlicht als Fachartikel im Jägermagazin 7/2016 und 9/2016).

Die Ansitzjagd- Grundlage der Jagd

Die Ansitzjagd ist vermutlich so alt wie die Jagd selbst. Vielleicht war es sogar die erste Jagdart, die die urzeitlichen Menschen ausübten. Sie sparte Energie, war und ist jedoch mit enormer Wartezeit verbunden und erforderte somit viel Geduld. Erfolg brachte die Ansitzjagd nur, wenn der Ort, die Zeit und das Verhalten des Jägers richtig waren. Heute ist es nicht anders. Bei der Ansitzjagd wartet der Jäger auf das Wild. Hierzu werden inzwischen meist Hochsitze und andere Ansitzeinrichtungen genutzt. Sie bieten Komfort und eine gute Übersicht. Hierdurch ist der Jäger außer Sicht des Wildes, was eine zusätzliche Tarnung überflüssig macht. Weiterhin ist der Schuss aus sicherer Höhe gen Kugelfang deutlich sicherer und die Hinterlandgefährdung wird wirksam minimiert. Doch auch die Ansitzjagd an angestellten Leitern oder Erdsitzen ist erfolgversprechend. Ebenso der Anstand. Das ist die Bezeichnung für die Ansitzjagd an einem vielversprechenden Ort ohne zusätzliche Ansitzeinrichtungen.

Der Ansitz. Hochsitz für die Ansitzjagd

Ansitzjagd: Langweilig oder herausfordernd?

Die Ansitzjagd ist für die einen langweilig, für die anderen jedoch eine erfüllende, spannende Zeit des Wartens auf das Wild, während sie auf der Kanzel ansitzen. Einfach hinsetzen, etwas abwarten und Wild erlegen- so einfach ist es nicht! Für eine erfolgreiche Ansitzjagd sind weiterhin viele Aspekte im Vorfeld zu bedenken. Passt das Wetter, der Ort, die Ausrüstung? Wo wird der Hochsitz aufgestellt und was macht der Jäger während der Ansitzjagd? Viele Fragen und Unwägbarkeiten, die den Erfolg des Ansitzes und somit des Jägers beeinflussen. Auch die Ansitzjagd ist keinesfalls leicht. Mit Bedacht durchgeführt und perfektioniert vom richtigen Ort für den Hochsitz über das richtige Wetter und die Tageszeit bis hin zum Verhalten des Jägers auf dem Ansitz kann die Ansitzjagd erfolgreich sein oder auch ein katastrophaler Misserfolg.

Die richtige Ausrüstung für die Ansitzjagd

Der Ansitz kann bereits mit relativ wenig Jagdausrüstung erfolgreich sein. Persönlich bin ich im Bereich der Jagdausrüstung für die Ansitzjagd eher minimalistisch unterwegs. Büchse mit Zielfernrohr, ein volles Magazin sowie 5 weitere Patronen sollten es sein. Weiterhin ein Fernglas. Ich bevorzuge bereits seit 2011 als Universalglas stets das Swarovski EL Range 8x42 mit Entfernungsmesser. Je nach Entfernungen und geografischen Gegebenheiten kommt als weitere Ansitzjagd- Ausrüstung das Swarovski STX 85 Spektiv samt Stativ, sowie Kamera und Adapter ebenfalls mit zum Ansitz. Je nach angestrebter Dauer noch etwas zu trinken, ein Messer, je nach Uhrzeit eine Taschenlampe und Aufbrechhandschuhe sowie das Handy. Meist war es das auch schon. Vielleicht noch ein gutes Buch, möglicherweise sogar das Notebook fürs "Outdooroffice", falls noch etwas Arbeit ansteht. Gelegentlich auch der standruhige Hund, der unter dem Ansitz abgelegt ist. Ein vollgepackter Rucksack behindert nur die Pirsch zum Ansitz.

Ansitzjagd

Die Ansitzjagd auf Schwarzwild

Ansitzjagd

Die Ansitzjagd auf Schwarzwild findet häufig in der Nacht statt. Durch Jagd- und Freizeitdruck wurde das Schwarzwild in den meisten Revieren in die Nachtzeit verdrängt. Der Ansitz auf Schwarzwild kann ganzjährig eine der spannendsten Jagdarten sein. Eklatanter Krach einer ganzen Rotte im herbstlichen Winterlaub- Doch nur ein Dachs. Absolute Stille und wie aus dem Nichts steht die Rotte vor Dir. Nicht selten überrascht das Schwarzwild bei der Ansitzjagd mit seiner ruhigen Gangart. Der gezielteste und planbarste Ansitz ist jener an der Kirrung oder im Feld vor der Ernte. Also dort, wo das Schwarzwild ist und auch zu Schaden geht. Weitere interessante Bereiche für die Ansitzjagd auf Schwarzwild sind beispielsweise Eichen- und Buchenwälder ab dem Beginn der Eichelmast. Für die nächtliche Ansitzjagd auf Schwarzwild wird die Ausrüstung sinnvoll um ein Wärmebildgerät sowie ein Wärmebildvorsatzgerät ergänzt. Ein Muss ist das jedoch nicht. Und der Technikeinsatz sollte stets bedacht erfolgen.

Die Ansitzjagd auf Rehwild

Die Ansitzjagd auf Rehwild ist des deutsch Jägers Standardjagd. Von der See bis ins Gebirge kommt Rehwild flächendeckend vor. Diese vertraute Wildart zieht etwa alle 2-3 Stunden zur Äsung auf attraktive Flächen, denn Rehwild ist ein Konzentratselektierer. Hierdurch ist die Planung der Ansitzjagd auf Rehwild relativ sicher anhand der Vegetation und den vorhandenen Äsungspflanzen vorzunehmen. Der Ansitz auf Rehwild kann idealerweise in Intervallen stattfinden. Insbesondere ein Sammelansitz auf weibliches Rehwild ab September/ Oktober ist der Garant hoher sowie zeitgleich störungsarmer Rehwildstrecken. Diese Gemeinschaftsansitze können von allen Hochsitzen und anderen Ansitzeinrichtungen erfolgen. Ideal sind Wildwechsel und potenzielle Äsungsflächen des Wildes. Auch ein einfacher Ansitzschirm oder ein einfacher Jagdschirm, ein verblendeter Stand, der Tarnung bietet, reicht vielfach aus. So können alle wichtigen Orte mit Jägern besetzt werden. Daraus resultiert eine sehr störungsarme Bejagung.

Ansitzjagd auf Rehwild

Intervalljagd auf Rehwild

Ansitzjagd in Intervallen

Die Rehwildansitzjagd erfolgt am besten in Intervallen. Diese Intervalle orientieren sich an der jahreszeitlichen Rehwildaktivität. Im Mai, mit Beginn der Vegetationsphase legen die Böcke ihre Territorien fest. Jetzt sollte bis Ende Mai intensiv auf Schmalrehe und bis Mitte Juni auf geringe Jährlinge gejagt werden. Besetzte und markierte Territorien sind hierbei zu meiden! Ab Mitte Juni ist Feistzeit und das Rehwild nur sehr inaktiv. Dann lohnt die Ansitzjagd nicht. In der Blattzeit nach der Rehbrunft, also in den ersten beiden Augustwochen, gilt es alte Böcke zu erlegen. Mit Beginn der Jagdzeit auf Kitze und weibliches Wild ab Anfang September wird bis Mitte Oktober der Abschussplan dieser Klasse möglichst erfüllt. Hängt noch viel Laub an den Bäumen und schränkt die Sicht ein, so wird der Laubfall zunächst abgewartet. Gerade auf alles weibliche Wild und Kitze sind Sammelansitze im September/ Oktober wie vorgenannt sehr effektiv und störungsarm. Danach ist Hahn in Ruh!

Das Wetter beim Ansitz

Die Ansitzjagd an sich ist eine eher inaktive Jagdart. Die Ansitzeinrichtungen wie Hochsitze oder Ansitzböcke haben meist ein Dach, welches vor Regen schützt. Geschlossene Kanzeln besitzen in der Regel Türen und sogar verschließbare Fenster. Höchst komfortabel und warm, jedoch berauben wir Jäger uns in diesen Hütten doch unserer Sinne. Insgesamt nehmen wir das Wild besser von offenen Ansitzen wahr. Durch ein einfaches Dach, welches den Regen und Schnee abhält, kann die Ansitzjagd nahezu bei jedem Wetter Erfolg bringen.
Gerade während eines starken Sommerregens können wir auch tagsüber rausgehen, um alsdann, wenn der Regen aufhört, bereits auf das dann austretende Rehwild anzusitzen. Dieses versucht sich nämlich dann wieder zu trocknen. In heißen, trockenen Sommern ist nach einem starken Regen ohnehin viel Wildbewegung und die Chancen hoch. Gerade bei Ansitzdrückjagden werden offene Drückjagdböcke genutzt. Sie bieten beste Sicht und Bewegungsfreiheit, jedoch keinen Schutz vor Regen. Stets ist bei der Ansitzjagd, wie bei jeder anderen Jagdart auch, der Wind unbedingt zu beachten!

Ansitzdrückjagd
Ein klassischer Drückjagdbock/ Ansitzbock für die Ansitzdrückjagd.

„Wenn der Wind Jagd, jagt der Jäger nicht“

Der Wind nimmt den Rauch, wie auch die menschliche Witterung mit auf die Fläche.

Jeder Jäger weiß, dass er den Wind beachten muss, um Jagderfolg erzielen zu können. Wie wichtig der Wind tatsächlich ist und warum die Frage nach der Windrichtung beim Treffen an der Jagdhütte oft überflüssig ist, hat Revierjagdmeister Roman von Fürstenberg untersucht. Was sagt die Hauptwindrichtung aus? Wie wird die Windrichtung ermittelt und was gibt es zu beachten? Und git die alte Weisheit "Wenn der Wind Jagd, Jagt der Jäger nicht!" überhaupt?
Beim Treffen am Jagdhaus sind sich alle einig: Westwind! Das sagt der Wetterbericht. Alle Windprüfer und auch die gen Osten ziehenden Wolken bestätigen dieses Wissen. An den geplanten Ansitzorten, welche alle bei Westwind passen sollten, passt jedoch nichts mehr. Am einen herrsch Ostwind, am nächsten dreht der Wind um den Sitz herum. Eine echte Nullnummer also!
Der Wind trägt durch seine Bewegung in eine bestimmte Richtung alle Gerüche mit sich fort.

Der Wind: Freund und Feind des Jägers

Der Vorstehhund windet das sich vor ihm drückende Wild frühzeitig und zeigt seinem Führer dies durch Vor- stehen an. Hier dient der Wind dem Jäger im positiven Sinne als Geruchsüberträger, trägt er doch Geruchspartikel des Wildes dem Hund zu. Ebenso kann es aber genau andersherum kommen. Wenn nämlich der Geruch des Jägers dem Wild zugetragen wird. Das Wild kennt den menschlichen Geruch zumeist als feindlich. Somit meidet das Wild den Jäger, der das Wild über Wind hat. Oft tritt es erst gar nicht aus, wenn die „Geruchswolke des Feindes“ in der Luft steht. Hierdurch erklärt sich auch, dass durch Daueransitze bei falschem Wind oder dauerndes Pirschen mit nicht optimalem Wind das Wild nachhaltig vergrämt und heimlich wird. Schlechter Wind versaut jeden noch so gut erscheinenden Ansitztag und ist unbedingt zu vermeiden.

Oft stellt sich das Wild, insbesondere die großen Schalenwildarten auch bei verschiedenen, temporär vorherrschenden Windrichtungen innerhalb ihres Habitats um. So kann ein Revierteil oder gar ein ganzes Revier bei einer bestimmten Windrichtung nahezu wildleer sein, während dann ein anderes profitiert. Ein Argument für revierübergreifende Bejagungskonzepte und Hochwildringe.
Der Geruchssinn der verschiedenen Wildarten ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Jedoch stets um ein Vielfaches besser als der menschliche.
Daraus resultiert, dass das Wild auch auf mehrere hundert Meter schnell Kenntnis des im Wind sitzenden Jägers nimmt. Wer meint „die paar“ Geruchspartikel würden sich schnell verteilen und in ca. 300 Meter für das Wild nicht mehr wahrnehmbar sein, irrt. Wie würde ein Schweißhund eine über 24 Stunden stehende Fährte arbeiten können, würden sich entsprechende Partikel so schnell verflüchtigen?

Ansitzjagd und Wind
Der Wind ist mit der bloßen Hauptwindrichtung nicht kalkulierbar.

Windprüfen: Erste Handlung vor dem Ansitz

Fest steht: Der Wind muss unbedingt geprüft werden und entsprechend bei der Pirsch oder bei der Ansitzjagd Berücksichtigung finden. Insbesondere empfiehlt es sich auch vor dem Bau einer neuen Ansitzeinrichtung die bei vorherrschender Hauptwindrichtung entstehenden Winde zu überprüfen. Die alte Methode des glimmend rauchenden Strohballens unter Berücksichtigung der Sicherheit und der Gesetze leistet hier nach wie vor hervorragende Dienste. Ideal ist es, wenn der Wind geradewegs vom Wild zum Jäger hin weht, der Jäger das Wild also „unter Wind“ hat. Auch Seitenwind kann dem Jäger von Vorteil sein. Klare Windrichtung- Klares Handeln, doch es gibt Ausnahmen.
Durch die sich morgens schnell erwärmende Freiflächen zieht die Thermik die Luft nach oben. Die aufsteigende Luft zieht die kalte, sich im Wald viel langsamer erwärmende Luft aus dem Wald mit sich aufs Feld.
Anders ist es abends. Dann kühlen die Freiflächen verhältnismäßig schnell ab. So kehrt sich die Thermik ins genaue Gegenteil. Das ist meist die Erklärung für sich um 180 Grad verändernde Windrichtung bei der abendlichen Ansitzjagd am Waldrand zur Zeit des Sonnenunterganges. So kann die eigentlich vorherrschende Hauptwindrichtung eine ganz andere sein, als die im Detail betrachtete. Die Hauptwindrichtung kann zu zusätzlichen Verwirbelungen (küselnden Winden) und Fallwinden führen, die wir an derJagdhütte, auf dem Pirschweg oder auf dem Ansitz nicht erahnen. Auch eine klare Windrichtung kann sich durch Kanten, Waldränder oder andere, windbrechende Strukturen komplett verkehren. Hier können uns nur die Erfahrung und die genaue Wildbeobachtung schulen.

Der Wind bei der Pirsch

Wichtiger noch als bei der Ansitzjad sind die Windbeobachtung und die Windprüfung- und Beachtung bei der Pirsch. Hier bewegen sich nicht nur Wind und Wild, sondern auch der Jäger. Unter Umständen durchschreitet er verschiedene Luftströmungsbereiche, ohne dies zu merken, wenn er nicht prüft.
Ist Windstille die Lösung?
Eine echte Windstille gibt es nicht. Selbst unfühlbare Luftbewegungen, bei denen Zigarettenrauch nur emporzusteigen scheint, herrscht eine Luftbewegung von bis zu 30 Zentimetern pro Sekunde. Allein eine Luftbewegung von 16 Zentimetern pro Sekunde legt in einer Minute eine Strecke von 9,6 Meter zurück. Das sind in zehn Minuten bereits fast 100 Meter! Und spätestens dann hat das Wild die Möglichkeit, uns zu wittern. Ebenfalls verteilen sich zusätzlich die Geruchspartikel in einem sich stetig vergrößernden Kegel auf die jeweiligen Flächen. Leichter Wind aus einer Richtung, der möglichst unbeeinflusst weht, ist das Ideal. Wind hat auch die Eigenschaft, Geräusche mit sich fortzutragen. Diese Besonderheit können wir uns bei der Pirsch zunutze machen, denn Geräusche des Jägers gehen häufig im Rauschen des Laubes unter.

Ansitzjagd und Wind
Eindrucksvoll: die eine Rauchquelle zieht die Witterung gen Süden, während an der anderen Waldseite die Witterung im 90° Winkel in den Einsand zieht.

Der Wind und die gefühlte Temperatur bei der Ansitzjagd

Ansitzjagd und Wind
Die geprüfte Windrichtung ist nicht immer gleich. So weht die Witterung hier zunächst keinesfalls auf die Fläche- kommt das Wild von rechts, oben oder unten sollte das klappen. Falsch gedacht, nach ca. 40 Metern sorgt ein Kamineffekt aus dem Wald dafür, dass die Witterung nun im 90° Winkel gedreht genau auf die Fläche weht.

Die Windgeschwindigkeit hat auch einen signifikanten Einfluss auf die gefühlte Temperatur und somit den Komfort des Jägers. Durch die Windgeschwindigkeit werden Gegenstände und Personen gekühlt (Siehe Windchill- Temperatur- Tabelle). Hier hilft moderne Funktionskleidung mit Membranen oder dicker Loden dabei, die Wärme am Körper zu halten. Der Wind kann somit nur die Außenschicht kühlen, wodurch indirekt durch den Ausgleich an der Außenschichtauch die warme Isolationsschicht gekühlt wird. Die Auskühlung des Körpers findet jedoch um einiges langsamer statt als mit wind durchlässiger Kleidung. Folgend zeigt die Beaufort Windchill- Indexskala eindrucksvoll, wie kalt die gefühlte Temperatur sein kann.

Der Windchillindex. So kalt fühlt es sich wirklich an!

BezeichnungBaufortm/skm/hIndikatoren
Windstille, Flaute00,0-0,30-1Keine Luftbewegung,
Rauch steigt senkrecht empor
10°C5°C0°C-5°C-10°C-15°C-20°C
leiser Zug10,3-1,61-5Kaum merklich, Rauch treibt ab9,8°C4,1°C-1,6°C-7,3°C-12,9°C-18,6°C-24,3°C
leichte Brise21,6-3,46-11Blätter rascheln, Wind im Gesicht spürbar8,6°C2,7°C-3,3°C-9,3°C-15,3-21,2-27,2
schwache Brise33,4-5,512-19Blätter und dünne Zweige bewegen sich7,9°C1,7°C-4,4°C-10,6°C-16,7°C-22,9°C-29,1°C
mäßige Brise45,5-8,020-28Zweige bewegen sich, loses Papier wird vom Boden gehoben7°C0,7°C-5,4°C-12°C-18,2°C-24,6°C-30,9°C
frische Brise58,0-10,829-38größere Zweige und Bäume bewegen sich, Wind deutlich hörbar6,9°C0,5°C-5,9°C-12,3°C-18,8°C-25,2°C-31,6°C
starker Wind610,8-13,939-49Dicke Äste bewegen sich6°C-0,7°C-7,4°C-14,1°C-20,8°C-27,4°C-34,1°C
steifer Wind713,9-17,250-61Bäume schwanken, Widerstand beim Gehen gegen den Wind5,1°C-1,8°C-8,8°C-15,7°C-22,6°C-29,5°C-36,5°C
stürmischer Wind817,2-20,862-74Große Bäume werden bewegt, Äste brechen4,7°C-2,2°C-9,2°C-16,3°C-23,3°C-30,3°C-37,3°C
Sturm920,8-24,575-88Äste brechen, kleinere Schäden an Häusern, erhebliche Widerstand beim Gehen gegen den Wind4,1°C-2,9°C-10,1°C-17,2°C-24,4°C-31,6°C-38,7°C

Windprüfen für Jäger in der Praxis

Wichtiger noch als die Wahl der richtigen Waffe, des Kalibers oder der Kleidung ist bei der Ansitzjagd oder der Pirsch die Überprüfung des Windes. Beide enden sehr schnell erfolglos, wird der Wind nicht ausreichend berücksichtigt.

  • Das Belecken des Fingers ist in der Praxis eher unbrauchbar.Die Genauigkeit lässt sehr zu wünschen übrig.
  • Die Beobachtung der Wolken ist wenig sinnvoll, der Bodenwind ist zumeist anders als der auf Höhe der Wolken.
  • Zigarettenrauch ist, zumindest für Raucher, ein sehr praktikables Mittel. Der Rauch ist optisch gut wahrnehmbar und naheliegende Verwirbelungen lassen sich gut erkennen.
  • Rauchpulver ist ein extrem feinpartikeliges Puder, welches als feiner Qualm aus einer Kunststoffflasche austritt. Eine gute Sichtbarkeit, auch feinster Luftbewegungen ist hiermit gegeben.
  • Windprüfpuder aus dem Bogenjagd- und Jagdzubehör bieten ein gutes Preis/ Leistungsverhältnis und sind leicht, transportabel und immer dabei. Das Pulver ist ausreichend fein, um den Wind gut bestimmen zu können, auch Verwirbelungen lassen sich im fortgetragenen Puder erkennen.
  • Mehl und Babypuder erfüllen den gleichen Zweck. Jedoch sinkt das Mehl aufgrund der Partikelstärke und seiner Struktur deutlich schneller zu Boden. Babypuder ist eine sehr funktionale und günstige Variante.
  • Seifenblasen sind günstig und sehr weittragend. Ideal, um Verwirbelungen oder Strömungen in einiger Entfernung zu erkennen, da sie auf längerer Strecke beobachtet werden können.
  • Flaumfedern oder Löwenzahnsamen können bei ausreichender Windstärke lange beobachtet werden, sogar mit demFernglas. Bei zu geringem Wind sind sie jedoch wenig hilfreich.
  • Ein Bovist oder in die Luft geworfener Staub sind kostenfreie Lösungen, die zumindest immer die Windrichtungerkennen lassen, im Falle des Bovisten können auch Strömungen visualisiert werden.
Windprüfer für die Jagd
Rauchpulver, teuer aber gut. Günstiger ist jedoch der Einsatz von Babypuder.
Windprüfer für die Jagd
Seifenblasen sind tolle Indikatoren für die Windrichtung. Lange können sie beobachtet werden. Doch auchtung- sie sollten nicht in der Tasche auslaufen. insgesamt sind sie her unpraktisch.
Windprüfer für die Jagd
Raucher habens leicht. Gesund ist das jedoch nicht.

Der Wind bei der Ansitzjagd

Ansitzjagd und Wind
Bei diesem Wind sollte keinesfalls hier angesessen werden. Das Wild würde nachhaltig vergrämt.

In vielen Rotwildrevieren schwört man darauf, dass die Kanzel nur hoch genug sein muss, damit das Wild vomAnsitzenden keinen Wind bekommt. Die Sinnesleistungen des Rotwildes sind enorm. Insbesondere der Geruchssinn ist extrem gut ausgeprägt. Jeder Wind, selbst der geringste, fast nicht fühlbare Hauch trägt die menschliche Wittrung mit sich fort. Wie verhält sich der Wind jedoch, wenn wir nicht pirschen oder vom Schirm aus jagen. Sondern von einem Hochsitz aus ansitzen? Sind wir bei der Ansitzjagd wirklich „aus dem Wind“, wenn die Kanzel nur hoch genug ist- wie es noch immer viele Jagdscheinkurse lehren?
Rotwild erkennt die menschliche Wittrung als feindlich und vermeidet nach Möglichkeit jeglichen Kontakt. Hierzu flüchtet es spontan oder meidet Örtlichkeiten, an denen es einmal Wind vom Jäger bekommen hat. Das einmal durch ungünstigen Wind vergrämte Wild meidet die betroffenen Flächen oft nachhaltig und wird heimlich oder nachtaktiv. Solche Störungen führen zu vermehrten Wildschäden und zu erhöhtem Sicherungsverhalten.
Das ist wildbiologisch und auch jagdpraktisch als schlecht anzusehen. Rotwild, das mehr als zehn Prozent der Zeit einer Äsungsperiode sichert, hat Stress! Nur Werte darunter sind akzeptabel. Negative Winde mit der Wittrung des Jägers führen schnell dazu, dass das Wild mehr Zeit sichert. Diese Zeiten können mit einer Stoppuhr erfasst werden und geben einen guten Einblick in die Stressbelastung des Rotwildbestandes. Dass die Feinvermeidung desRotwildes sehr stark durch die Geruchswahrnehmung und somit auch auf die Ausnutzung des Windes ausgerichtet ist, zeigt sich nicht zuletzt in der Tatsache, dass sich ganze Rudel bei verschiedenen, temporär vorherrschenden Windrichtungen innerhalb ihrer Habitate umstellen. So kann ein Revierteil oder gar ein ganzes Revier bei einer bestimmten Windrichtung nahezu wildleer sein. Während dann ein anderes profitiert.

Aus den Augen, aus dem Wind?

Die Pirsch oder die Ansitzjagd in einem niedrigen Sitz erfolgen auf Lichterhöhe des Wildes. Somit müssen wir nicht nur den Wind beachten, sondern auch vermeiden, uns zu bewegen, da das Rotwild sehr gut äugen kann. Das letztere Problem können wir mindern, indem wir auf einem Hochsitz sitzen. Bewegungen werden vom Wild weniger raschwahrgenommen. Zum einen wegen der Höhe, zum anderen wegen der Schattierung der Gesichtsfarbe.
Durch die erhöhte Position haben wir zudem einen besseren Schusswinkel, sprich besseren Kugelfang. Außerdem gewinnt der Jäger beim erhöhten Ansitz an Übersicht und kann anwechselndes Wild schneller erblicken und sicherer ansprechen.
Wie wichtig ist es, von erhöhter Warte den Wind zu beachten? Zieht der schlechte Nackenwind möglicherweise einfach über das Wild hinweg, ohne dass dieses den Jäger winden kann? Nein, der Wind, seine Richtung und jede Kante sowie jede Strömung, die ihn brechen und verwirbeln lassen, sind auch beim Ansitz von entscheidender Bedeutung. Allein schon beim Angehen des Hochsitzes kann negativer Wind unsere Wittrung dem Wild zutragen. Das Wild verlässt dann die Äsungsflächen, ohne dass der Jäger diesesmitbekommt. Der Wind wird also schon vor dem Ansitz beachtet und vor allem auch berücksichtigt. Selbst der kleinste Windhauch mit nur 15 Zentimeter pro Sekunde ist in einer Minute neun Meter von uns entfernt, also in zehn Minuten bereits 90 Meter auf die Äsungsfläche hinausgezogen und hat sich auch noch ausgebreitet. Für das Rotwild mit ihrem ausgezeichnetem Geruchssinn ist es nun ein leichtes, den Jäger wahrzunehmen und ihm auszuweichen.

Ansitzjagd und Wind
Auch die Höhe ändert nichts. Der Hochsitz links vom Bild ist ca. 8m hoch. Doch bereits nach nur etwa 60 Metern ist die Witterung auf Höhe des Windfanges angelangt.

Die unvermeidliche Jägerwittrung

Ansitzjagd und Wind
Windstille? Fehlanzeige! Trotz absoluter Windstille verteilt sich die Witterung doch gleichmäßig und vor allem kontinuierlich weit.

Auf dem Hochsitz angekommen, wäre der Wind ja dann egal, wäre da nicht das Problem, das Seifenblasen sehr gut sichtbar machen: die Luftströmungen, die die Wittrung in einer unbestimmten Entfernung nach unten zum Boden drücken, küselnde Winde, die die Geruchspartikel in alle Richtungen transportieren können, so auch direkt in einen nahe gelegenen Einstand. Mit jedem Meter mehr Höhe gewinnt der Jäger bei schlechtem Wind einen gewissenRadius um den Ansitz herum, in dem der Wind über das Wild hinwegweht.
Jedoch wird hierbei oft vergessen, dass unsere Wittrung vom Angehen des Sitzes noch eine ganze Weile in der Luft steht. Somit ist der Vorteil, von extrem hohen Ansitzen zur Vermeidung ungünstiger Winde aus zu jagen, bei genauer Betrachtung relativ nutzlos. Teilweise sogar negativ: Durch die Höhe sorgt der Jäger selbst dafür, dass der Wind die Wittrung weit trägt. Besser ist deshalb ein niedrigerer Ansitz, der windgeschützt liegt. Um bessere Übersicht zu erhalten oder bestimmte Geländeformen einsehen zu können, macht ein höherer Ansitz unter Umständen wiederum durchaus Sinn. Doch auch die Thermik kann den fast nicht spürbaren Windhauch von einer neun Meter hohenKanzel zum Boden drücken. Etwa wenn die Sonne untergeht und sich die Äsungsfläche so schnell abkühlt. Hierbei wird die durch den Wind fortgetragene Wittrung immer weiter zu Boden gedrückt, da keine durch die Sonne erwärmte Luft nach oben steigt, sondern die sich nun abkühlende Luft zu Boden sinkt.

Irgendwohin weht der Wind immer!

Echte Windstille gibt es in der Natur ohnehin nicht, sodass der ideale Wind jener ist, der leicht und konstant in eine Richtung weht. Kommt der Wind von vorn, von der Äsungsfläche, auf den Jäger zu, ist doch eigentlich alles perfekt,oder? Nicht ganz, der Wind kann hinter dem Jäger umschlagen und seitlich vom Jäger wieder in die entgegengesetzte Richtung ziehen. Mit halbem Wind kann es einem ebenso ergehen. Auch wenn der Wind nicht küselt, sondern konstant dem Jäger ins Gesicht weht, ist trotzdem zu bedenken, dass das Wild, insbesondere Rotwild, doch meist gegen oder mit halbem Wind aus der Deckung auf die Äsungsflächen zieht. Was nützt nun der perfekte Wind, wenn das Rotwild hinter oder seitlich des Ansitzes im Einstand verweilt und nicht austritt, weil es bereits Notiz vom Jäger genommen hat? Solche angestellten Überlegungen sind bei jedem Hochsitzbau unentbehrlich und bereits bei der Planung unbedingt mit ins Kalkül zu ziehen.
Und die Eingangsfrage: Sollte man bei Wind nicht jagen gehen? Grundsätzlich kann man sagen, dass leichte Winde besser sind, als gefühlte Windstille. leichte Winde sind klar definiert und daher besser kalkulierbar. Eine frische Brise mit hörbarem Wind und raschelndem Laub lässt Geräusche des Jägers darin untergehen. Ab steifem Wind sollte der Jäger aus Sicherheitsgründen definitiv nach hause gehen, hier trifft der alte Leitsatz: " Wenn der Wind jagt, jagt der Jäger nicht" Wieder voll zu!

Ansitzjagd und Wind
Wenngleich unsere Witterung nie so sichtbar ist wie hier, sollten wir doch stets bedenken, dass sie sich genau so verbreitet wie hier der Rauch.

FAQ: Die häufigsten Fragen zur Ansitzjagd

Wann geht man zum Ansitz?

Die ideale Tageszeit für den Ansitz ist der Abend. Das Wild tritt mit Beginn der Dämmerung aus und ist noch sehr vorsichtig. Durch die geringe Störung des richtig durchgeführten Ansitzes und die Frühzeit Wahrnehmung des leisen Wildes ist der Abendansitz stets recht erfolgreich. Morgens ist die Pirsch in den Tag einen durchaus die bessere Wahl. Dann ist das Wild durch die Aktivität der Nacht unvorsichtiger als am Abend.

Wie verhält man sich richtig bei der Ansitzjagd?

Bei der Ansitzjagd ist zuvor stets der Wind zu prüfen und zu berücksichtigen. Dieser darf nicht zum Wild hin oder in dessen Einstand wehen. Während des Ansitzes muss der Jäger strikte Ruhe wahren und sich leise verhalten. Auch der Weg vom Ansitz zurück muss unter absoluter Ruhe erfolgen, um das Wild nicht unnötig zu stören.

Was muss ich bei der Ansitzjagd beachten?

Während der Ansitzjagd wird stets geprüft, ob sich der Wind ändert. Die gesamte Umgebung wird leise beobachtet. Um Wild besser und frühzeitig wahrzunehmen, wird das Fernglas benutzt. Ein Wärmebildgerät kann helfen, Wild noch früher wahrzunehmen. Wahrgenommenes Wild wird angesprochen und kann gegebenenfalls erlegt werden.

Was versteht man unter einer Ansitzdrückjagd?

Bei einer Ansitzdrückjagd sitzen die Schützen auf Ansitzböcken/ Drückjagdständen. Das Wild wird durch Treiber und Hunde auf die Läufe gebracht und den Schützen zugetrieben. Eine Ansitzdrückjagd wird auch als Drückjagd bezeichnet und meint dasselbe. Eine Ansitzdrückjagd ist heute die häufigste Jagdart auf Schalenwild.

Wie wichtig ist der Wind bei der Ansitzjagd?

Der Wind und seine Beachtung sowie Berücksichtigung sind elementar für den Jagderfolg. Der Wind trägt die Geruchspartikel des Jägers fort. So auch zum Wild. Das Wild meidet den Feindgeruch und verfügt hierfür über extrem gut Ausgeprägte Sinne. Der Wind ist somit neben der Ansitzjagd auch für jede andere Jagdart wichtig.

Was brauche ich bei der Ansitzjagd?

Die Jagdausrüstung für die Ansitzjagd kann durchaus spartanisch gehalten werden. Büchse, mit Zielfernrohr, ausreichend Munition ein Fernglas und ein Messer reichen aus. Weiterhin kann die Jagdausrüstung nahezu unbegrenzt erweitert werden. Mögliche weitere Ausrüstungsgegenstände sind dann: Spektiv, Sitzkissen, Aufbrechhandschuhe, Wärmebildgerät, Wärmebildvorsatzgerät, Getränk, ein Snack, Handy und Dergleichen. Je mehr wir mitschleppen, desto unruhiger und lauter wird jedoch die Pirsch zum Ansitz und der Ansitz selbst.

Womit prüft man den Wind am besten?

Ideal sind Windprüfer aus dem Jagd- und Bogenjagdzubehör. Leicht können diese Fläschchen mit Babypuder nachgefüllt werden.

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